Sonntag, 19. Juni 2016

Syrien: Russlands Überraschungsangriff macht Kerrys Hinhaltetaktik zunichte


Moon of Alabama
18. Juni 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Tanf (gelber Punkt), wo Syrien, Jordanien, Irak sich treffen. Deir Ezzor rechts oben.
Die USA will nicht den Krieg in Syrien beenden und den Fall am Verhandlungstisch lösen. Sie will, dass ihre Wünsche zu 100 % erfüllt werden – die Auflösung der syrischen Regierung und des Staates und die Einsetzung einer US-Marionetten-Regierung.

Nach dem Waffenstillstand Ende Februar brach Obama sein Versprecchen, die US-unterstützten „moderaten Rebellen“ von al Qaida zu trennen. Im April schlossen sich die US-unterstützten Rebellen, die Taliban wie Ahrar al Sham und al Qaida zusammen, um die syrische Regierung im Süden Aleppos anzugreifen. Die US-Stellvertreter brachen die Feuereinstellung.

Zwei UN-Resolutionen fordern, dass al Qaida in Syrien auf alle Weise bekämpft werden soll. Aber die USA hat zumindest zweimal Russland gebeten, nicht al Qaida zu bombardieren. Sie behauptet, fälschlich, dass sie nicht ihre „Moderaten“ von der al Qaida trennen könne und al Qaida nicht angegriffen werden könne, weil man dann auch die „moderaten“ Freund treffen würde.

Der russische Außenminister Lawrow hat mehrmals versucht, mit Kerry vernünftig zu reden. Aber die einzige Antwort, die er erhielt, sind Bitten, die Bombardierung einzustellen. Unterdessen fuhren al Qaida und die „Moderaten“ fort, die Feuerpause zu brechen und die syrische Regierung anzugreifen.

Die Amerikaner sagen, sie müssten noch zwei bis drei Monate haben, um die Gruppen zu trennen. „Ich glaube, sie wollen die al Nusrah Front in irgendeiner Form behalten, um sie später zum Sturz von Assad zu benutzen,“ sagte Lawrow in St. Petersburg auf dem Internationalen Ökonomischen Forum.

Nach Kerrys erneuter Forderung war das Maß voll. Russland schlug zu, wo die USA es nicht erwarteten. Russische Kampfjets griffen Anfang der Woche Pentagon-unterstützte Gruppen an, ohne auf Warnungen von US-Militärs zu achten. Die Amerikaner sagten, dass sei der provokativste Akt nach der Luftwaffenkampagne Moskaus im vergangenen Jahr.

Das Ziel der Angriffe war eine Basis nahe der jordanischen Grenze, weit weg von Gebieten, wo die Russen bisher tätig waren. Sie fanden am anderen Ende des Landes bei Tanf statt, eine Stadt an einem Punkt, wo die Grenzen von Jordanien, Syrien und Irak aufeinanderstoßen.



Es wurde eine kleine Rebellen-Basis bombardiert, wo Kampftruppen und Ausrüstung zusammengestellt werden, in einem einsamen dünn besiedelten Gebiet. 180 Rebellen wurden dort vom Pentagon trainiert und ausgerüstet, um angeblich den IS zu bekämpfen.

Als der Angriff begann, riefen sie das US-Kommando-Zentrum in Katar an, wo das Pentagon den Kampf gegen den IS orchestriert. US-Jets kamen und die Russen zogen ab. Die Amis flogen ab und die Russen kamen zurück und bombten erneut. Angeblich sind 2 Terroristen getötet und 18 verwundet worden. Heute früh fand ein weiterer Angriff statt.

Das war kein Zufall sondern eine gut geplante Operation. Das macht der russische Kreml-Sprecher Dmitri Peskow klar, der am Freitag den Angriff bestätigte und den Reportern sagte, dass es so schwierig sei, aus der Luft die verschiedenen Rebellengruppen auseinanderzuhalten: „Wenn ihr nicht eure Truppen von der al Qaida trennen könnt und rein „moderate“ Zonen festlegen könnt, dann können wir das auch nicht."

Die Kräfte bei Tanf werden von US-Artillerie aus Jordanien und Luftwaffe aus dem Irak unterstützt. Britische und jordanische Spezialeinheiten sind auch vor Ort. Al Qaida gibt es dort nicht, was die Russen sehr wohl wissen. Aber sie wollen klar stellen, dass es entweder Trennung überall gibt oder nirgends. Von jetzt an werden, so lange die USA nicht deutlich die verschiedenen Einheiten trennt, alle US-untertützten Einheiten überall und zu jeder Zeit angegriffen. (Die syrischen Kurden, die gegen den IS kämpfen mit Hilfe der USA, sind eine andere Geschichte.)

Das Pentagon will keine weitere Verschlechterung gegen die syrische Regierung oder Russland. Es will den IS bekämpfen und hasst die CIA, weil sie mit al Qaida und anderen Dschihadisten-Gruppen zusammenarbeitet. Aber John Brennan, Verbindungsmann zu den Saudis und Chef der CIA hat offenbar immer noch das Ohr von Obama. Aber was kann Obama jetzt tun? Einen russischen Jet abschießen und damit jeden US-Piloten, der über Syrien oder nahe der russischen Grenze fliegt, in Gefahr bringen? Einen Krieg mit Russland riskieren? Wirklich?

Der russische Schlag auf Tanf war eine Überraschung. Die Russen haben Washington wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Die Botschaft an Obama ist klar. „Keinen Aufschub und Verschleierung mehr. Entweder trennt ihr eure Moderaten jetzt oder alle eure Stellvertreter in Syrien werden Ziele der russischen Luftwaffe.“

Der russische Schlag gegen Tanf und die US-Stellvertreter hat einen zusätzlichen Vorteil. Die USA hatten geplant, ihre dortigen Kräfte nach Deir Ezzor marschieren zu lassen und den IS dort zu besiegen. Und am Ende dort ein „Sunni Gebilde“ im Südosten Syriens und westlich des Irak unter US-Kontrolle zu schaffen und Syrien zu spalten.

Die syrische Regierung und ihre Alliierten werden das nicht erlauben. Es ist eine große Operation geplant, Deir Ezzor von der IS-Besatzung zu befreien. Ein paar hundert syrische Regierungstruppen haben die Luftwaffenbasis dort gegen viele IS-Angriffe erfolgreich verteidigt. Diese Truppen werden gegenwärtig verstärkt durch syrische und Hisbollah-Einheiten. Eine große Schlacht steht bevor. Deir Ezzor wird wohl in absehbarer Zeit befreit. Alle US-Pläne von einer Entität im östlichen Syrien sind völlig unrealistisch, wenn die syrische Regierung ihre größte Stadt im Osten einnimmt und halten kann.

Die Verzögerungstaktik Obamas wird jetzt ein Ende haben. Russland wird nicht länger abwarten und zuschauen, wie die USA den Waffenstillstand sabotiert und die al Qaida unterstützt.

Was wird wohl der nächste Schachzug der USA sein?


Quelle - källa - source



1 Kommentar:

  1. Durchaus Interessante Gedankengänge und selbst die Beschreibung der Entwicklung. Man könnte auch Syrien zu den umstrittenen Dreh-und Angelpunkt neben Ukraine, Türkei und Iran hinzufügen, nehme ich an.

    AntwortenLöschen