Dienstag, 21. Juni 2016

Russlands schwarzer Gedenktag


Stefan Lindgren
Ryska Posten vom 20. Juni 2016


Aus dem Schwedischen: Einar Schlereth


Am Mittwoch ist der 75. Jahrestag von Hitlerdeutschlands massiven Anfall gegen die Sowjetunion.
In den ersten Nachkriegsjahren wurde nur gesagt, dass Sowjets Verluste mehr als 7 Millionen Menschen betrugen. In Chruschtschow-Jahren zeigten neue Berechnungen, dass es sich vielmehr um 20 Millionen handelte. Und im März 1990 legte eine Sonderkommission unter Führung des Verteidigungsministeriums die Ziffer 26.6 Millionen tote Sowjetbürger vor. Diese Zahl umfasste militärisches Personal, das an Schäden, Krankheiten, Erschießung, verschwunden oder gefangengenommen war sowie zivile Verluste sowohl in den besetzten Gebieten als auch in anderen Teilen des Landes auf Grund feindlicher Angriffe oder gestiegener Sterblichkeit wegen Hunger und Krankheit im Gefolge des Kriegs.

Die Zahl umfasst auch jene Menschen, die im Krieg emigrierten und nicht nach dem Sieg heimkehrten.
1710 Städte und große Orte wurden dem Erdboden gleichgemacht, sowie 70 000 Dörfer. Insgesamt wurden 31000 Unternehmen zerstört, 13 000 Brücken und 65 000 km Bahnschienen (1.6 mal um die Erde). Die Sowjetunion verlor ein Drittel der Mittel des Landes, in besetzten Gebieten zwei Drittel. Es versteht sich von selbst, dass die Wunden des zweiten Weltkrieges lange Zeit brauchten, um zu heilen und dass Russlands ökonomischen Probleme selbst heute nicht verstanden werden können, ohne die Verluste des zweiten Weltkrieges zu beachten.

Laut einem Artikel des Ökonomen Herbert Schui in den deutschen „Blätter für deutsche und internationale Politik“ Nr. 2/2000 ist das ganze deutsche ökonomische Nachkriegswunder ein Mythos. Eigentlich waren es die 14 Millionen Zwangsarbeiter, die im Krieg die Grundlage für Deutschlands ökonomischen Erfolge nach dem Krieg legten. Mit den billigen Arbeitseinsätzen konnte die deutsche Industrie eine durchgreifende Modernisierung schaffen. Und da die Industrie großenteils unbeschadet durch den Krieg kam, konnte sie nach Kriegsschluss schnell neue Märkte erobern, schreibt Schui.

Auf dem Höhepunkt des Zwangsarbeitssystems im August 1944 waren mehr als ein Viertel der Industrieangestellten ein Zwangsarbeiter, ein Kriegsgefangener oder freiwillige ausländische Arbeiter. Alle Unternehmen hatten Zwangsarbeiter, aber in Großunternehmen lag der Anteil zwischen 30 und 75 % der Arbeitskräfte. Dasselbe gilt auch für schwedische Unternehmen wie z. B. SKF in Deutschland zu jener Zeit.

Denkt man an die niedrigen Löhne, die den Zwangsarbeitern bezahlt wurden, so erlebte die deutsche Industrie goldene Zeiten. Zwangsarbeiter brachten mehr als doppelt so hohe Produktion pro Mark Lohnkosten ein als ein deutscher Arbeiter. 1945, als Deutschland der allgemeinen Vorstellung zufolge in Ruinen lag, besaß das Land tatsächlich einen bedeutend größeren und moderneren Produktionsapparat als 1935. Die Alliierten bombardierten vor allem Wohngebiete und Transportwege: dort fielen mehr Bomben als auf die Industrieanlagen.

Laut der offiziellen Bombenstatistik der USA wurden 1944, auf dem Höhepunkt der alliierten Luftoffensive nicht mehr als 7 % der Werkyeugmaschinen in Deutschland beschädigt. Die Stahlindustrie verlor nur ein paar Hochöfen und nur ein Walzwerk kam völlig zum Stillstand. Ähnlich verhielt es sich mit den Kohlegruben im Ruhrgebiet.

Dass die Industrie im Sommer 1944 von Produktionsstopps betroffen wurde, lag nicht daran, dass die Anlagen zerstört worden waren, sondern die Transportwege. Der Wert der Betriebe in dem westdeutschen Bereich war nach dem Krieg bedeutend höher als 1935. Selbst nachdem die Westmächte gewisse Betriebe demontiert hatten als Reparationen, lag der Wert im großen und ganzen immer noch auf dem Niveau der Vorkriegszeit.

Besonders interessant ist Schuis Mitteilung, dass der Anteil an neuen Maschinen zwischen Null und zehn Jahre alten ab Mitte der 30-er Jahre bis zum Kriegsende kräftig anstieg, als ganze 55 % der Maschinen als neu eingestuft wurden.

Deutschland als Industrienation war also nicht vom Krieg betroffen sondern begünstigt worden. Nachdem die Züge in Deutschland wieder rollten, waren die Voraussetzungen für eine rasche ökonomische Erholung gegeben.

Die Sowjetunion stand nach dem Krieg mit der größten Armee der Welt mit 11 Millionen Mann da. Der Kalte Krieg machte es nie möglich, diese Armee auf unter drei Millionen zu reduzieren und heute ist Russland durch den Kalten Krieg 2.0 verurteilt, weiterhin eine stehende Armee von gut einer Million Mann beizubehalten.

Als Russland der Hilfe und Solikdarität der Welt bedurfte, wurde sie mit Sanktionen bedacht, mit Kriegsübungen rundum an allen Grenzen Russlands und ungerechten Boykotts wie dem Beschluss der IOK vom Samstag, Russland von der OS im Sommer auszuschließen. Wie soll ein Teilnehmer/in ungeteilte Freude an einem Sieg haben, wenn er oder sie weiß, dass eine der größten Sportnationen durch negative Sonderbehandlung des IAAH und IOK anstgeschlossen wurde.

Aus Anlass dieses schwarzen Tages möchte ich noch die Lektüre des Artikels von Lennart Palm über den Geschichts-Revisionismus in schwedischen Lehrmitteln empfehlen und den Gedenkartikel von Parwin Geschwind.

Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. Ein Europa, was gegen Russland hetzt und provoziert, brauchen wir nicht!!!!

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