Samstag, 9. April 2016

Alle müssen smartphones haben – aber wischt das Blut vorher ab


Mnar Muhawesh
8. April 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Kinder am Lokutu-Landeplatz am Kongo-Fluss
Ein neuer Report von Amnesty International schlug Alarm wegen des „Blut-Minerals“, das von Kindern im Kongo, manche erst sieben Jahre alt, gewonnen wird, das für die wieder aufladbaren Lithium-Batterien für Laptops, Smart-Phones und sogar elektrische Autos gebraucht wird.

Dieses Mineral ist Kobalt und mehr als die Hälfte davon kommt aus der Demokratischen Republik Kongo und davon werden 20 % durch „Kleinbergbau“ im südlichen Teil des Landes gewonnen. Der Bericht mit dem Titel „Dies ist es, wofür wir sterben“ erklärt die Bedingungen, unter denen diese Bergbau-Handwerker arbeiten:

„Diese Bergbauarbeiter, in der DCR „creuseurs“ genannt, bauen das Mineral mit den primitivsten Werkzeugen von Hand ab in Tunneln tief unter der Erde. Zu ihnen gehören Kinder, die erst 7 Jahre alt sind, die nach Steinen suchen, Nebenprodukten des Industriebergbaus, die Kobalt enthalten, das sie dann waschen und sortieren vor dem Verkauf.“

Das meiste Kobalt wird von der Congo Dongfang Mining International, eine Tochter von Chinas Huayou Cobalt Company Ltd., weiterverkauft an andere Unternehmen. Von dort konnte Amnesty das Kobalt verfolgen bis zu Produkten „einiger der größten und bekanntesten Elektronik-Firmen.“ [„wie Apple Inc., Dell, HP Inc. (früher Hewlett-Packard C. ), Huawei, Lenovo (Motorola), LG, Microsoft Corporation, Samsung, Sony und Vodafone, sowie Autofabrikanten wie Daimler AG, Volkswagen und die chinesische Firma BYD“)

Insgesamt gibt es etwa 110 00 bis 150 000 Creuseurs im Kongo, inklusive tausende Kinder. Exakte Zahlen sind schwer zu erhalten, aber UNICEF nimmt an, dass es etwa 40 000 Kinder sind, von denen die meisten Kobalt für 1 oder 2 $ täglich produzieren.

7-jährige Kinder auf der Jagd nach Kobalt

Amnesty interviewte 17 Kinder, die in fünf verschiedenen Bergwerken arbeiteten. Sie erzählten, dass sie geschlagen werden oder sahen, wie andere von Sicherheitskräften geschlagen wurden. Sie sagten auch, dass diese vom Unternehmen angeheuerten Leute von ihnen Geld erpressten. Und da es keine Möglichkeit gibt, gegen diese Praktiken vorzugehen, werden sie häufig eingesetzt.

Der Kongo, eines der ärmsten Länder der Welt, hat mehr als ein Jahrhundert unter dem Kolonialismus und Ausbeutung gelitten, angetrieben durch Industrie-Bedarf auf anderen Kontinenten.

Schon bevor ganz Europa sich um die Kontrolle über Afrika riss, hatte ein König bereits den Blick auf den schwierig zugänglichen Kongo geworfen. 1876 organisierte König Leopold II von Belgien eine Konferenz, wo die Teilnehmer Wege diskutierten, den westafrikanischen Sklavenhandel zu unterbinden, Medizin nach Afrika zu bringen und die Kartographierung zu koordinieren.

Aber die Konferenz und das angebliche „Wohltätigkeits“ Komitee, dem vorzusitzen er zustimmte, waren nur Rauchvorhänge für die Ambition des Königs, eine Bahn zu bauen, um die Güter aus dem Herzen Afrikas zu kriegen.

Mit dem König – nicht der belgischen Regierung – als Besitzer und Herrscher wurde das Volk gezwungen, den enormen Reichtum des Landes herauszuziehen, wie Gummi das exportiert wurde, um den industriellen Boom  des 19. und beginnenden 20. Jd. in Europa und Amerika anzutreiben.

Unter dem Vorwand, „den Afrikanern die Zivilisation zu bringen“, schrieb Marty Jezer, für den 'Brattleboro Reformer' über die brutalen Methoden Leopolds:
„Die Armee zog junge Afrikaner ein, um ihre Reihen aufzufüllen. Dann zog sie von Dorf zu Dorf, nahm die Frauen als Geiseln und zwang die Männer, tief in den Dschungel zu gehen, um die Gummibäume anzuzapfen. Wer Widerstand leistete, wurde mit Maschinengewehren niedergemäht. Viele wurden geköpft oder die Hände abgehackt.“

Da die Frauen in Geiselhaft waren und die Männer gezwungen waren, die Gummiernte zu maximieren, konnte niemand etwas anbauen. Hunger und Krankheiten breiteten sich aus. Zwischen 1880 und 1920 verlor das Land 8-10 Millionen Menschen oder die Hälfte seiner Bevölkerung als Ergebnis des „Gummi-Terrors“ von Leopold.

1908 gab es schließlich eine internationale Empörung und die belgische Regierung entzog Leopold die Kontrolle. Aber Jezer bemerkte:
„Belgien raubte Gummi, Elfenbein, Diamanten und Uran aus dem Kongo und gab nichts zurück: keine Schulen, keine Krankenhäuser, keine Infrastruktur, außer dem, was zum Abtransport der Ressourcen gebraucht wurde. Das Uran für die ersten Atombomben, die auf Hiroshima und Nagasaki geworfen wurden, kam aus den Minen des Kongo".

1960 warf der Kongo die Fesseln des Kolonialismus ab. In den folgenden Jahren gab es einen schnellen Wechsel von Führern [hier fehlt, dass der erste und beste Führer von allen, der Revolutionär Patrice Lumumba, mit Hilfe der CIA 1961 ermordet wurde. D. Ü.] und 1971 kam die korrupte ein-Parteien-Regierung unter Joseph Mobutu an die Macht und nannte das Land Zaire. Mobutu, ein scharfer anti-Kommunist, gewann die Unterstützung mehrerer US-Regierungen. 1997 wurde Mobutu gezwungen zu fliehen, Bürgerkrieg [mit Hilfe mehrerer westlicher Geheimdienste und Multis. D. Ü.] brach aus und das Land wurde von einer AIDS-Epidemie verheert.

Und da steht der Kongo auch heute: trotz einiger Reformen und demokratischer Wahlen ist es in etwa am selben Platz wie vor 100 Jahren unter dem korrupten, Gummi-hungrigen König, dessen Brutalität keine Grenzen kannte. Sowohl heute gilt die Jagd Gummi, Kobalt, Diamanten, Kupfer – im Grunde was immer Kongo hat, das die Welt haben will, egal wie hoch die menschlichen Kosten sind.

Amerikanische, europäische und chinesische Unternehmen beuten Kinder und erwachsene Arbeiter aus, um die technischen Forderungen der Menschen in der Welt zu befriedigen und deren Hunger nach Spielzeugen. Diese kongolesischen Kinderarbeiter werden wahrscheinlich nie ein Smartphone mit wiederaufladbarer Batterie besitzen, aber ohne ihre Schufterei für einen mageren Lohn unter gefährlichen Bedingungen ist es fraglich, ob ihr oder ich es haben könnten.

Mnar Muhawesh
ist Gründerin, Chefin und Chefherausgeberin von MintPress News. 2009 war Muhawesh auch die erste Amerikanerin, die den Hijab als Moderatorin in den US-Medien trug. Der Artikel erschien ursprünglich bei Mint Press News.

Quelle - källa - source

1 Kommentar:

  1. hallo einar, danke für den artikel, ich bin so wütend, dass ich an apple folgendes mit dem link deines artikels geschickt habe. Wenn eine Antwort kommen sollte,, wovon ich nicht ausgehe, kann ich sie dir ja schicken, bis dahin, mach weiter so und lass dich nicht unterkriegen:
    hallo apple,
    wie ihr aus meiner mailadresse und der dazugehörigen apple id sehen könnt, bin ich mit einigen eurer produkte seit jahren ein treuer kunde und auch immer bereit gewesen, den doch erheblichen preis gegenüber konkurrenzprodukten zu zahlen, wohl wissend, wie die produktionskosten sind, ansich aber ok, da ich mit der leistung eurer produkte zufrieden bin. jetzt lese ich aber, und das nicht zum ersten mal, dass auch apple auf die herkunft und die bedingungen zu denen die in apple produkten verwendeten rohstoffe aus dem boden geholt werden, „scheisst“ entschuldigt bitte in aller form diese ausdrucksweise, aber man kann es nicht anders sagen, ihr! scheisst auf das leben der kinder-arbeiter, verkauft sündhaft teure produkte, verseht sie mit einem sauberen, jungen, reinen image und im hintergrund spielen sich tausendfach absolute tragöden ab! mensch leute! das könnten auch eure kinder sein. ich könnte kotzen, wenn ich mir reinziehe, dass ihr so viel geld habt, dass ihr im wahrsten sinne des wortes nicht wisst, wohin damit, in der jüngeren vergangenheit sogar gezwungen wart, irgendwo und irgendwie das geld zu investieren, weil eure konten überquellen und ihr seid -nicht in der lage kann man ja nicht sagen - ihr wollt nicht - dass diese tragödien aufhören! enschuldigt den vergleich, aber das erinnert mich an eine zeit in deutschland, die ich zum glück nur vom hören-sagen kenne, in der die menschen auch einfach nur weggeschaut haben. man muss es doch so trastisch ausdrücken, angesichts eurer mittel wäre es euch ein leichtes, die lebens-und Arbeitsbedingungen dieser Menschen im kongo, vor Allem der Kinder! zu ändern. und was passiert? Nichts! Ihr sollt Euch was schämen! Ich bin stinksauer und das solange, bis Ihr endlich mal „saubere" Produkte herstellt. Wenn nicht Ihr! in diesem Industriezweig, wer denn dann? ich jedenfalls gebe solange kein Geld mehr für Eure Produkte aus, denn ich muss jetzt irgendwo anfangen. Und eigentlich erwarte ich eine Antwort von Euch und bitte nicht so ein lauwarmes Marketing Gesabber wie FairTraide und Rainforest Alliance in Sachen Kakao Produktion machen. Danke für Eure Aufmerksamkeit und in der Hoffnung auf Verständnis,
    Grüße
    Alexander

    PS unten der Link zum Problem zu dessen Beseitigung ihr nichts beitragt

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