Montag, 26. Oktober 2015

Fukushima: Tausende Menschen leben im Ungewissen (Update)


Hier kurz ein update von dem deutschen Physiker Sebastian Pflugbeil, der gerade aus Japan mit alarmierenden Nachrichten zurückgekehrt ist. Er habe in Tokyo (!) Phänomene entdeckt, die er noch nie gesehen habe. Politiker, Wirtschaft, Experten sind ratlos. Sie vertuschen, verharmlosen und lügen das Blaue vom Himmel runter.

Einar Schlereth

22. Oktober 2015
Die zerstörten Daiichi-Reaktoren
Arkadiusz Podniesinski ist Fotograf und Filmemacher, der 2007 Tschernobyl dokumentiert hat und in diesem Jahr in Fukushima gewesen ist, dort zwar keinen Zutritt zum Umglücksort erhielt, aber die weniger radioaktiv verseuchten Gebiete anschauen konnte. 

Er sprach mit den Menschen, die im Ungewissen gelassen werden, die in provisorischen Heimen wohnen und nicht nachhause gehen können und mit den wenigen, die in der Tat heimgingen.



Die 3 verschiedenen Zonen
Gleich nach der Katastrophe wurden die Menschen aus einem 3-km-Radius, der später auf 20 km ausgeweitet wurde, evakuiert. Ca. 160 000 Leute wurden zwangs-evakuiert, erhielten Unterstützung von der Regierung und vorübergehende Unterkunft. Viele flohen ohne Hilfe und Notunterkünfte in andere Gegenden. Chaos und ineffeziente Strahlenmessung führten dazu, dass viele Familien auseinandergerissen oder an Orte gebracht wurden, wo die Strahlung noch größer war. Später wurde das Gebiet in verschiedene Zonen aufgeteilt entsprechend der Verstrahlung und Zonen, wohin Bewohner zurückkehren konnten.


Vier Jahre später gibt es immer noch 120 000 Leute, die nicht heimkehren konnten. Viele leben immer noch in Not-Unterkünften und wie in Tschernobyl trotzten einige dem Befehl zur Evakuierung und manche haben niemals ihre Wohnungen verlassen.

Die roten Gebiete, wo die Strahlung höher als 50 mSv pro Jahr ist, wurden völlig gesperrt und werden auch nicht gesäubert. Dorthin wird auf lange Zeit niemand zurückkehren, sagen die Behörden, wenn überhaupt.

Die orangene Zone ist weniger verstrahlt, aber wird auch als unbewohnbar angesehen (20 – 50 mSv/pro Jahr). Dort können Leute ihre Häuser besichtigen, dürfen aber nicht dort wohnen.

In der grünen (sic!) Zone (weniger als 20 mSv/Jahr) ist die Säuberung beinahe vollendet und dort soll die Evakuierung bald aufgehoben werden.

Entseuchung



                         Hunderttausende Säcke mit verseuchter Erde und Material.
In dem Entseuchungsgebiet bemerkt man sogleich das gigantische Ausmaß der Arbeit. 20 000 Arbeiter säubern äußerst sorgfältig jeden Zentimeter Boden. Die oberste Schicht wird in Säcke gefüllt, die zu einem von tausenden Lagerplätzen gefahren werden. Sie werden zu einem permanenten Teil von Fukushimas Landschaft werden. D.h. das Problem ist nur verlagert worden.

Städte und Dörfer werden auch methodisch von Straße zu Straße und Haus zu Haus gesäubert. Wände und Dächer werden gesprüht und abgeschrubbt. Die Ziegel auf den Dächern werden einzeln von Hand gesäubert. Was für Zeug dazu benutzt wird und wohin das Spülwasser läuft, wird nicht berichtet.
Methodische Säuberung

Der 'Abfall' wird dann direkt vor die Stadt gekarrt und dampft dann vor sich hin. Die Plastiksäcke werden jedenfall nicht als 'dicht' bezeichnet, genausowenig wie die Fässer, die ja auch schon in kürzester Zeit leck werden. Viele Leute weigern sich, den Boden (meist Ackerland) für die Lagerung zu verkaufen und wollen das Zeug auch nicht vor dem Haus haben. Sie glauben auch nicht der Regierung, dass die Haufen in 30 Jahren nicht mehr strahlen werden.

Viele Gebiete können gar nicht gesäubert werden, weil sie aus dichtem Wald und Bergen bestehen. Nicht zu Unrecht befürchten die Leute, dass bei Regenfällen die Radioaktivität aus jenen Gebieten in die umgebenden gesäuberten Gebiete gespült werden. Das ist auch in Tschernobyl geschehen.

65 % der Leute wollen auch nicht mehr in ihre Heimatorte zurückkehren, weil sie den Behörden misstrauen. Von denen sind sie auch ständig belogen worden. Nur 10 % wollen zurückkehren. Hinzu kommen noch andere Gründe. Dort wird es keine Arbeitsplätze geben und die Infrastruktur wird auch unzureichend sein, nicht zuletzt die medizinische Versorgung, zumal die Bewohner immer älter werden.

Die lächerlichen Kompensationen für den Verlust von Hab und Gut und Gesundheit sollen ein Jahr nach der Freigabe der organgenen und grünen Zone zur Rückkehr gestrichen werden, womit man die Leute zwingen will zurückzukehren. Dagegen haben manche Leute protestiert und planen gesetzliche Schritte einzuleiten. Obendrein haben die Behörden willkürlich die Sicherheit von 1 mSv/Jahr auf 20 mSv/J angehoben, was auch nicht gerade einen Anreiz zur Rückkehr darstellt.



Da Arkadiusz nicht die rote Zone betreten durfte, besuchte er die orangene Zone und sprach dort mit verschiedenen Leuten - hier mit Matsumura Naoto.

Ich empfehle euch, auf die Orginalseite zu gehen, wo ihr seine zahllosen Fotos als Bildspiel sehen könnte oder immer auf die rechte Maustaste drücken für das nächste Foto. Ganz am Ende findet ihr auch seine Links zu den atemberaubenden Fotos von Tschernobyl, wobei er auch verschiedene Roboter einsetzte.

Quelle - källa - source

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