Donnerstag, 24. September 2015

Ernsthafter Journalismus? Für „Nichts“ bezahlen heißt doch für etwas bezahlen


Diesen Artikel können sich all jene mal zu Gemüte führen, die unentwegt Arbeit anderer genießen, die sie selbst nichts kostet, aber gleichwohl für "Nichts" (d. h. Dreck) Geld ausgeben. Ich spreche natürlich von unserer Arbeit, die von so vielen freiwillig und ohne Bezahlung getan wird, um dem Frieden zu dienen und dem Wohl der Menschen. Dieses kostenlose Produkt, das wir liefern, ist in deren krausen Gehirnen natürlich nichts wert, hingegen ist der "Dreck", für den sie bezahlen, etwas wert. Und da unsere Aktivisten-Tätigkeit kostenlos ist, also nichts wert ist, nehmen sie sich dann noch die Unverfrorenheit heraus, zu pöbeln und zu verleumden, was natürlich ANONYM geschieht, weil sie zu feige sind, dafür einzustehen. Insgeheim meinen sie natürlich, dass man von 'irgendjemand' bezahlt wird. Manchmal raten dann Freunde davon ab, kostenlos zu arbeiten. Wenigstens sollte man einen Obulus verlangen, meinen sie. Naja, ein Cent für jeden Hit wären immerhin 170 000 Euro. Aber erstens wäre es nicht machbar und zweitens würde das mein Leben nicht im geringsten verändern. Ich könnte nur meine Spenden an Notleidende erhöhen. Aber für mich ist diese Arbeit nun einmal nichts anderes als Nachbarschaftshilfe. Meine dänischen Nachbarn und ich haben uns schon viel gegenseitig geholfen. Es würde doch keinem von uns einfallen, die Hand aufzuhalten. Und so sind eigentlich alle Menschen - ob in Syrien, Papua Neuguinea, USA (jawohl die armen, verdummten und geschundenen Menschen auch dort), Mongolei, Afrika - meine Nachbarn, die mir nahe stehen. Und dieses Anliegen will ich mich unter keinen Umständen bezahlen lassen.


Romi Mahajan


23. September 2015


Aus dem Englischen: Einar Schlereth
Seit Jahren habe ich die Verschlechterung des Journalismus weltweit beobachtet und das Ausmaß, in dem der leicht zugängliche „Inhalt“ aus den meisten Quellen zunehmend trivial und unter dem Niveau liegt, von dem jeder von uns wichtige Entscheidungen trifft. Obwohl es beachtenswerte Ausnahmen gibt – gewöhnlich das Produkt von heroischen und tapferen Versuchen durch mutige und unterbezahlte Leute – kann das Überwiegen dessen, was verfügbar ist, kaum als geistige Nahrung bezeichnet werden.

Ein „Formfaktor“, der deutlich den Preis zahlte, ist das ernsthafte Magazin. Boulevardblätter verkaufen sich gut und in der Tat sind die meisten Druckerzeugnisse wenig besser als Boulevardblätter, aber ernsthafte Magazine sind schwer getroffen worden von der „Veränderungen“ in den Medien. Manche haben sich angepasst, manche kämpfen und überleben, während viele untergegangen sind. Noch schlimmer ist das Schicksal des investigativen Elements der Inhalts-Entwicklung – Journalisten, die 'der Geldspur folgen', die Mächtigen entlarven – ist im Mainstream so gut wie verschwunden.

Der Wettlauf abwärts geht weiter, da Entwickler (Autoren) von ernsten und tiefem Gehalt von ihren Plätzen gefeuert und gezwungen werden, Fertig-Produkt-Inhalte zu liefern, um ihre Familiien zu ernähren. Sie produzieren „am Fließband“ und da die Preise runtergehen und Inhalt vor allem als 'Homoköder' dient, müssen sie mehr produzieren. Je mehr eine Person an einem Tag produziert, je mehr sinkt der Ernst und die Qualität und der Wettlauf geht weiter, bis nur noch Geschmiere die Mode und ordentlicher Inhalt die Ausnahme ist.

Zwar ist das Geld und die Unternehmensprofit-Maximierung die Ursache dieses Niedergangs, doch können wir Konsumenten nicht unserer Rolle beim Abstiegs-Rennen entgehen. Einfach ausgedrückt, so haben viele von uns entschieden, freien Inhalt zu bekommen, wobei man die Tatsache vergisst dass wir dennoch bezahlen – mit unserer Zeit, unserer Privatsphäre und oft auch Würde – wenn wir vermeiden,  für die intellektuelle Arbeit anderer ein paar Dollar zu bezahlen.

Da ich dies mit vielen Leuten diskutiere, wird mir gesagt, öfter, als man sich vorstellen kann, dass es eine Aversion geben müsste gegen „bezahlen für nichts“. Doch genau die Leute, die das sagen, scheinen die Basis für die wachsende Zahl der Abonnenten von Netflix zu sein (wofür man bezahlt) oder den Erfolg von Amazon Kindle (wofür man bezahlt). Die Idee, dass man bezahlen sollte für guten Journalismus oder großen investigativen Inhalt scheint verschwunden zu sein.

Aber „bezahlen für nichts“ ist in Wirklichkeit „bezahlen für etwas“ und zwar teuer. Als Konsumenten sollten wir absolut bereit sein, für Inhalt zu bezahlen, als Pflicht, umso mehr, wenn wir unsere wichtigste Mensch-Verkörperung bedenken – als Bürger.

Wir alle hassen es, mit Reklame zugemüllt zu werden, aber wir laden zu dem Schicksal ein, wenn wir nicht bereit sind, ein paar Dollar locker zu machen, um Autoren und Verleger von ernsten Inhalten zu unterstützen, um dem Reklamemüll zu entgehen. Es gleicht einem Verzicht, sowohl ökonomisch als auch philosophisch. Und ist schwer zu heilen.

Auch wenn man nicht ein physisches „Gut“ für das Geld erhält, versucht dennoch Publikationen zu abonnieren, die versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen, von denen man lernen kann und durch das Lernen die beste Wahl für einen selbst, unsere Gesellschaft und unser Ökosystem treffen kann. Und selbst wenn du nicht jeden Artikel in dem abonnierten Medium lesen kannst, dann denke dran, dass deine Dollars andern helfen können, zu denselben Einsichten zu kommen, die nicht nur ihnen selbst zugute kommen, sondern der Welt, die wir alle teilen.

Für nichts zu bezahlen heißt absolut, für etwas bezahlen.


Romi Mahajan 

Quelle - källa - source 

6 Kommentare:

  1. Früher war echter, guter Journalismus oft "Opfer der Zensur" --- heute ist er, wie alles andere auch, "Opfer" des Kapitalismus: »The fact is, that civilization requires slaves« OSCAR WILDE

    »The control of the production of wealth is the control of human life itself« HILAIRE BELLOC

    »Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jeder Aspekt der natürlichen Umgebung zu verkaufen und zu vermieten ist. […] Stellen Siesich darüber hinaus vor, daß in dieser Welt jede menschliche Beziehung geschaffen und beendet werden kann, wenn genügend Geld dafür gezahlt wird. Freundschaften und Ehen werden ge- und verkauft, wie alle Güter, mit dem allgemeinen Medium Geld« JASON SCOT JOHNSTON in: University of Pennsylvania Law Review, 5/1998; S. 1327.

    “Von der letzten Phase des Kapitalismus, seiner höchsten Entwicklungsform, hatten Engels und Marx eine klare Vorstellung. Jegliche Form von Beziehung würde in Wertbeziehung verwandelt werden und einen Marktpreis erhalten. Aus Qualitäten würden Quantitäten. Aus Seidenstoff würden Zahlenketten, genau wie aus dem Heiligen und Schönen, der Würde und der Ehre, der Treue und der Freundschaft, der Herkunft, dem eigenen Standort” [und Standpunkt, der mal als “Links” mit “Gutmenschentum” und Putinversteher belächelt, mal als “Rechts” mit Ausländerfeindlichkeit, Nazismus, Fremdenhass, Nationalismus gleichgesetzt und damit diffamiert wird], “dem Jetzt, Gestern, Morgen — alles würde käuflich. Der letzte Unterschied wäre der Marktwert. Absolute Werte würden verschwinden. Entstehen würden dafür Berge von Geld.” HANNES GRASEGGER in Das Kapital bin ich © 2014 by KEIN&ABER AG Zürich -Berlin

    Wenn diese vier Zitate analytisch zusammengeführt werden, wird klar, “warum” die Vereinsamten Staaten von Amerika (VSA) im klassischen Sinne keine “reale Wirtschaftsmacht” mehr sind, aber wegen ihrer schieren realen Produktion selbstverständlich immer noch eine ist – und sei es, sie würde hinterm Mond statt in Asien produzieren – auch wenn ihre “Wirtschaftsmacht” nur noch 14% (wie der Europas) des Welt-BIP ist, und somit nur noch 28% dessen beträgt, was China an Leistung erbringt (50% des Welt BIP), so diktiert sie ja dennoch durch die Währung Dollar und zunehemend durch “Internet-Währungen” (Digitales “Geld”), wie Bitcoin & Co., “Likes” und “Dislikes”, “Thumps Up” oder “Thumps-Down”, “Stars, die angeklickt werden bei Facebook, Youtube, WP usw., Online-Bezahlsysteme und die Abhängigkeit der Menschen von Apple, Google, Facebook, Microsoft, die die Herrscher der Digitalisierten Weltreiche sind, “wie der Laden läuft” — auch wenn China, Indien und Russland ihn zusehends unterlaufen und versuchen über Brasilien Südamerika und über Südafrika ganz Afrika aus dem British Empire herauszubrechen, welches das “Kronjuwel” des Papsttums ist, welches uns, wie so vieles andere schädliche auch, den Kapitalismus beschert hat.

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  2. Es ist jedoch so, dass die hier über blogspot.de veröffentlichten Artikel dem Unternehmen, dass den Server für blogspot.de zur Verfügung stellt, mindestens 380.000 USD jährlich in die Kasse spühlen ["Schätzwert: Einnahmen durch Werbung"] --- in einem "gewissen Sinn" arbeiten also alle, die über blogspot oder wordpress ihre Informationen der Allgemeinheit kostenfrei zur Verfügung stellen für die Eigentümer der blogspot, wordpress, facebook usw. Betreiber. Sollte denen --- aus welchen fadenscheinigen Begründungen auch immer --- eine Site nicht mehr gefallen, "ziehen die einfach den Stecker" und schon "fällt selbst die beste Site unter Fernerliefen".
    Nehmen wir einfach mal an, Google, Facebook u. a. "hätten plötzlich was gegen" Merkel, den Papst oder Obama, dann können diese Internet-Herrscher einfach den Account dieser Leute sperren oder ganz löschen. Und würde ein Hahn nach denen krähen? Wird irgendwo die Ermordung von Nicolae Ceaușescu und Elena Ceaușescu, die Ermordung von Saddam Hussein oder Muammar Gaddafi strafrechtlich verfolgt? Erhebt irgendjemand seine Stimme dagegen, dass Obama JEDEN Tag 3.000 Zivilisten weltweit ERMORDEN lässt??? --- Nein! Es wir einfach hingenommen, es wird geschluckt.


    Das System wird auch noch von denjenigen, denen es am meisten Schaden zufügt, geduldet und sogar von sone Dummköpfe, wie unserem geliebten rote_pille mit Vehemenz verteidigt und in den Himmel gelobt! --- Seit 2001 haben die USA durch ihre Vernichtungskrieg- und Vertreibungs-Politik 15.000 Mal mehr Menschen --- nämlich über 45 Millionen Menschen ERMORDET als bei den Anschlägen 9/11 umgekommen sind. Allein in Zaire sind 12 Millionen Menschen ermordet worden und 120 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht und weitaus mehr müssen als Vertriebene bezeichnet werden.

    Stellt das nicht alles in den Schatten, was das Dritte Reich an Verbrechen begangen hat???

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  3. Grundsätzlich bin ich da Deiner Meinung, Einar. Wer aber die Hürden so hoch hängt, der sollte mal über Änderung nachdenken.

    Ich wollte Dir schon ab und zu mal eine Mail schreiben. Ganz unbedarft bin ich nicht am PC und Internet. Nur finde ich keine Mailadresse. Gerade wieder habe ich versucht Deine Mailadresse zu finden - 20 Minuten lang erfolglos. Dann denke ich mir doch, wenn jemand seine Mailadresse aktiv verbirgt, will er keine Mails erhalten - also vergesse ich das.

    Das gleiche gilt für Spenden. Ich finde (hier) erst gar keine Möglichkeit zu Spenden - also vergesse ich das...

    Und noch etwas. Ich bin auf keinen Fall bereit - und da stehe ich nicht alleine - mich quasi nötigen zu lassen, irgendwo eine Anmeldung vorzunehmen - sei es facebook, google, twitter und wie sie alle heißen - um dann erst eventuell eine Mailadresse und/oder Kontonummer respektive irgend eine Anschreib und/oder Spendenmöglichkeit zu erhalten.

    Der Souverän

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    1. Lieber Freund, wieso können mir eigentlich so viele Leute ein mail schicken? Darf ich fragen, ob du die richtige Brille aufhast?
      Spaß beiseite. Hast du noch nie hier ganz oben DICK und FETT die Seite ÜBER MICH gesehen? Wenn du sie öffnest findest du die Adresse in der 2. Zeile. Vedammt gut versteckt, wie? Was ein Spendenkonto angeht, so habe ich davon nie gesprochen. Wer mir jemand eine größere Summe geben will, um eine gute Reportage zu schreiben, hätte ich nichts dagegen und man könnte darüber reden. Ansonsten, denke an mein Beispiel von meinen dänischen Nachbarn. Alles Gute. Bin gespannt auf dein e-mail.

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  4. Lieber Einar

    Ganz ehrlich, die Rubrik "über mich" habe ich natürlich zuerst angeklickt - zum wiederholten male.

    Das ich offensichtlich Deine Mailadresse dabei übersehen habe, hat natürlich mehrere Gründe, die das Nichtauffinden zumindest erklären. Ich will das mal verdeutlichen.

    Wenn ich etwas auf einer Internetseite die stark beschrieben ist suche, dann mache ich das per "Apfel f" (Mac/Firefox).

    Dann öffnet sich ganz unten ein Suchfeld, in das man alles eingeben kann, was die Tastatur hergibt - also eine Stichwortsuchfunktion. Suche ich eine Emailadresse gebe ich einfach @ ein. Wird das Feld rot, heißt das, daß sich auf der sichtbaren Seite mit Sicherheit kein @ befindet. Dieses gehört aber zwangsweise zu einer Mailadresse. Noch einfacher wäre natürlich ein Impressum...

    Da Du aber Deine Mailadresse nicht mit einem @ versehen hast, sonderrn mit einem (at) - und danach habe ich nicht gesucht - ist es auf die Art unmöglich die Mailadresse zu finden. Zwar habe ich auch gelesen - jedenfalls teilweise und mehrmals - konnte aber trotzdem Deine Mailadresse nicht finden.

    Das wiederum liegt daran, daß in der ersten Zeile irgend "etwas ausländisches" steht. Und das überspringe ich sofort, da es für mich keinen Informationsgehalt bietet. Es sei denn ich suche einen Artikel in einer mir fremden Sprache und bemühe ein Übersetzungsprogramm. Für eine Mailadresse aber, brauche ich kein Übersetzungsprogramm.

    So, jetzt haben wir das geklärt, respektive ich erklärt und nun kann ich Dir demnächst eine Mail schreiben - Sinn und Zweck sind erfüllt.

    Herzlicher Gruß
    Der Souverän

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    1. Strg + F und dann (at) eingeben, hätte doch genügt ... die E-Mail mit @ zu veröffentlichen, ruft nur die Robots für Spam auf den Plan ...

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