Freitag, 9. September 2011

Kaschmir: Die gefährlichste Grenze der Welt


Ich will endlich mal wieder einen Blick auf "die größte Demokratie" der Welt - Indien - werfen. Die hier von Eric Margolis beschriebene Terrorherrschaft Indiens ist nicht einzigartig - sie findet praktisch im ganzen Land ständig statt, seit Gründung des  unabhängigen Indien. In wie weit ein Staat, der ständig Teile seiner Bevölkerung massakriert, foltert, vergewaltigt, verschwinden und verhungern lässt, von sich selbst und weltweit als Demokratie bezeichnet werden kann, überlasse ich dem Leser.




Die staatliche Menschenrechtskommission des von Indien beherrschten Teils von Kaschmir berichtete, dass ihr Team 2156 Leichen in nicht gekennzeichneten Gräbern an 38 Orten gefunden habe. Die meisten junge Leute und viele hatten Schusswunden.

So grausig und entsetzlich diese Entdeckung war, gab es dennoch kaum einen Piep von Indiens Alliierten, insbesondere den USA und England, die doch ein solches Geschrei über zivile Tote in Libyen, Iran und Syrien machen. Indien zuckte nur mit den Achseln.

Es könnten noch viel mehr Leichen gefunden werden. Die meisten oder alle waren das Produkt des jahrzehntealten Aufstands von Kaschmirs moslemischer Majorität gegen die oft brutale indische Herrschaft, die von der Außenwelt meist ignoriert wurde.

Der sagenumwobene Staat Kaschmir liegt in majestätischer Isolierung mitten zwischen hohen Bergketten, die Indiens Ebenen von den Steppen und Wüsten Zentralasiens trennen. Die Geopolitiker des 19. Jahrhunderts nannten Kaschmir einen der wichtigsten strategischen Angelpunkte der Welt.

Das historische Kaschmir mit seinen charakteristischen indo-europäischen und tibetisch-mongolischen Völkern ist am Ende zwischen drei Ländern aufgeteilt worden: Indien, Pakistan und China.

Etwa neun Millionen Kaschmiris leben in den von Indien beherrschten zwei Dritteln Kaschmirs; über drei Millionen im pakistanischen Teil, bekannt als „Azad Kaschmir“ oder in Pakistan selbst und eine kleine Zahl auf dem eisigen Aksai Chin Plateau in über 5000 m Höhe.

Kaschmirs Menschen tibetischer Abstammung leben im indisch-kontrollierten Ladakh, das lange 'Klein-Tibet' genannt wurde. Dort hat es die tibetische Kultur unter indischer Herrschaft besser gehabt als im chinesisch-beherrschten Tibet.

Als das britische Imperium Indien 1947 teilte, stimmte der Hindu-Maharadscha von Kaschmir für die neue indische Union. Aber 77% seines Volkes waren Moslem (20% Hindus, 3% Sikh und Buddhisten). Die moslemischen Kaschmiris wollten in das neu geschaffene Pakistan. Es kam zu Kämpfen. Indien und Pakistan schickten Truppen.

Die Waffenstillstandslinie ist praktisch zur Grenze zwischen den von Indien und Pakistan beherrschten Teilen Kaschmirs geworden. Indien fordert das ganze Kaschmir, auch Aksai Chin. Auch Pakistan fordert ganz Kaschmir. Die Vereinten Nationen verlangten ein Plebiszit, um das Problem zu lösen. Pakistan akzeptierte; Indien weigerte sich.

Indien und Pakistan führten drei regelrechte Kriege um Kaschmir; außerdem gab es ungezählte Grenzzwischenfälle, von denen ich einige erlebte. Vergangene Woche wurden drei pakistanische Soldaten an der Kaschmir-Grenze getötet (Kontrolllinie genannt) durch indisches Feuer.

Heute stehen hunderttausende pakistanische und indische Soldaten in Kaschmir aneinander gegenüber, beide mit immer mehr taktischen Atomwaffen in höchster Alarmbereitschaft. Kaschmir ist eine der gefährlichsten Grenzen der Welt.

Die Moslems von Kaschmir haben der indischen Herrschaft seit 1947 widerstanden. Anfang der 90er Jahre gab es massive Erhebungen gegen die indische Herrschaft, die mit 500 000 Truppen verstärkt wurde und mit undisziplinierter Polizei. Pakistans Geheimdienst begann Kaschmir- 'Mujahedin' auszubilden und schickte sie über die Grenze, um den Aufstand zu stärken. Aber nach 9/11 hörte die heimliche Unterstützung auf.

Die indischen Behörden gaben die Schuld am Aufstand den „moslemischen Terroristen“. Die indischen Sicherheitskräfte schlugen mit allergrößter Brutalität zurück, was dazu führte, das Indiens Menschenrechtsgruppen die Unterdrückung verurteilten.

Moslemische Dörfer wurden niedergebrannt; Verdächtige wurden gefoltert; moslemische Frauen wurden Massenvergewaltigungen unterworfen; große Mengen junger Moslem-Männer wurden aus den Dörfern entführt und verschwanden einfach.

Jetzt wissen wir, wo sie geblieben sind – sie füllten die vielen, nicht gekennzeichneten Gräber, die im vergangenen Monat gefunden wurden.

Geschätzte 80 000 Kaschmiris sind bisher dem Aufstand zum Opfer gefallen, die meisten Moslems. Auch die Moslems haben Grausamkeiten an Hindus und Sikhs begangen. Jetzt verlangen indische Menschenrechtsgruppen, dass die indischen Obersten Gerichte die Verbrechen untersuchen, die in Kaschmir begangen wurden, ihnen ein Ende bereiten und die Schuldigen bestrafen.

Eine selektive Moral unsererseits ist unannehmbar. Indiens Alliierte müssen Delhi ermutigen, diese üble Geschichte anzupacken, um diese Fäule an Indiens Demokratie und seinem guten Namen zu beseitigen.

Den Streit um Kaschmir zu lösen, wird die schwerste Gefahr für die Menschheit beseitigen: ein pakistanisch- indischer Atomkrieg, der schon zu Beginn 2 Millionen Menschen töten würde und 100 Millionen danach und radioaktive Wolken um den ganzen Globus verbreiten würde.

Kaschmir hat die Beziehungen zwischen den Geschwister-Ländern verpestet, die in einem sterilen Konflikt gefangen sind. Die schlaue indische Diplomatie hat seit langem den Kaschmir-Konflikt versteckt.

Die Lösung: alle Grenzen beseitigen und Kaschmir in eine autonome, entmilitarisierte Freihandelszone verwandeln.

Der Originalartikel von Eric Margolis am 5. September ist hier zu finden.

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